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Faceted Search: Nicht immer ist die Frage bekannt

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Auch wenn Volltextsuchmaschinen omnipräsent sind, ist das berühmte Eingabefeld mit dem Knopf daneben nicht immer die richtige Lösung. Deshalb heisst die Disziplin auch «Information Retrieval» und nicht «Search». Ein sehr gutes Beispiel (es gibt einige andere Suchstrategien) ist Faceted Search als Navigationssuche gegenüber einer Direktsuche.
Grundgedanke dabei ist es, dem User eine Navigation durch mehrdimensionale Kriterien zu erlauben, welche die zu durchsuchende Kollektion beschrieben. Eine Erweiterung der klassischen Parameter-Denke, wo ich mit Drop-Down-Felder zu Beginn einschränken muss. Während der Navigation reduziert sich die Treffermenge und kann mit einer — dann präziseren, weil eingeschränkten — Volltextsuche verbunden werden. Technische sind viele Aspekte interessant insb. aber die Möglichkeiten der Metadatenerzeugung / Verschlagwortung. Häufig durch Social Tagging oder statistische resp. sprachverarbeitende Algorithmen.
Am besten ein Beispiel (mit dem FLAMENCO-System [FLexible information Access using MEtadata in Novel COmbinations] der UC Berkeley School of Information). Zwar mit wenig Daten, aber sehr gut verständlich, die Suche der Nobelpreisgewinner. Der Screen unten zeigt mein Treffer nach einer Einschränkung Jahr -> Kategorie -> Land (andere Wege sind möglich).
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Spiele Sie rum, die Logik und auch der Charme der Erkundung lässt sich schnell erkennen. Marchionini erklärte einen solchen Ansatz mal sehr passend mit dem Titel: «Form Finding to Understanding». Eine Beispiel mit mehr Daten ist eine Bildsammlung der UC Berkeley im Architekturbereich.
Ein alternatives Userinterface mit viel JavaScript (aka Ajax) findet sich auf mSpace mit klassischer Musik.
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Interessant und nutzbringend ist Faceted Search insb. auch bei Produktkatalogen so beispielsweise bei Tower Record (links aussen) oder auch bei www.otto.de. Dasselbe Prinzip nutzt auch die Metasuche Clusty und viele andere Anwendungen…
Mehr Gehirnnahrung? Bei Flamenco resp. Marti Hearst gibt es einige Publikationen. Zudem befasst sich die ganze Ausgabe Communications of the ACM, 49 (4), April 2006 damit (ich habe alle Artikel bei mir).

5 Kommentare

  • Ein weiteres Beispiel für diese Art der Suche ist der Finder auf dem Mac, vorallem im Verleich zur Eingabenzeilensuche von Spotlight. Beide haben ihre vor- und nachteile, und der Macuser entscheidet je nach Bedarf und Aufgabe zwischen den beiden Werkzeugen. Auch zu erwähnen der Refactory Browser von Smalltalk mit Panels und Suchfeld.

  • Eigentlich ist Excel’s Auto-Filter Funktion nichts anderes! Auch damit lässt sich die (Volltext-) Suche in einer Datensammlung (Tabelle) mehrdimensional einschränken, wobei sich die Filtermöglichkeiten in den verbleibenden Feldern jeweils nach Auswahl eines Wertes entsprechend verringern. Excel kann das schon seit eh und je (glaub ich zumindest), wodurch die Methode eigentlich nicht neu ist, aber halt im Internet bisher wenig bis gar nicht angewandt wurde.
    Grüsse
    Philippe

  • Inzwischen sind ein paar Jahre vergangen und Faceted Search hat sich durchgesetzt, u.a. als ‹Guided Navigation›.
    Meiner Meinung nach bewährt sich das Konzept bestens und es wird jetzt auch von verschiedenen CMS unterstützt.

Von Jürg Stuker
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