Digital sozialisiert, Denker, Macher und Angel Investor.

Früher war alles anders und andere unwichtige Erkenntnisse [IMK-Forum]

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Ich durfte heute Abend am 3. IMK-Forum der HTW Chur die Keynote halten – Danke für die Ehre.

Überthema des Forums war „Social Media KMU im Dialog“ und entgehen einiger Befürchtungen gab es von mir keine Powerpoint-Schlacht, aber ich entschloss mich zu sprechen. Deshalb auch keinen Download an dieser Stelle.

Und zwar darüber, dass sich aus meiner Sicht wenig verändert hat. Es sind dieselben Menschen wie früher mit denselben (Kommunikations)Bedürfnissen. Daran hat Facebook und Co. nichts verändert. Im Umkehrschluss müssen Sachen, die in den sozialen Medien funktionieren sollen, sich an ebendiesen Menschen orientieren und nicht an den Möglichkeiten des Mediums.

Wegen der Technik neu dazu gekommen ist die erhöhte Reichweite, die (potentielle) Geschwindigkeit des Austausch und die Mechanismen wie beurteilt wird, ob eine Information vertrauenswürdig ist.

Den Einstieg in das Referat machten Aussagen aus dem Cluetrain Manifest und das Beispiel der Autoauktion Online versus Offline (Trennung Produkt und Information über das Produkt) aus dem HBR-Artikel «Managing in the Marketspace». Vorerst ohne zu sagen, dass der Inhalt über zehn Jahre alt ist. Dies als Beleg dafür, dass das Meiste schon lange auf dem Tisch liegt, aber leider wenige Leute den Mut haben das bestehende Wissen zu packen und damit zu experimentieren.

Und zum Abschluss noch eine Drohfinger an die Leute die versuchen, alte Geschäftsmodelle zu verteidigen. Um nicht auf jemandem im Publikum zu schiessen nahm ich als Beispiel den Kerzenhersteller, der die Kerze als beste Lichtquelle zu schützen versucht. Alles stimmt: Windschutz, bessere Dochtqualität und Studien der Gesellschaft für Fettwissenschaft darüber, dass es nicht besseres gibt als Wachs als Energiequelle für Licht. Aber unterschlagen wird, dass die Realität schon beim elektrischen Licht ist. Und zwar nicht mit einem Glühdraht aus Wolfram aber schon ein paar Generationen weiter… Geblieben ist aber der Wunsch nach Licht. Welche Industrie fällt Euch dabei ein ;).

Und bevor ich eine faktische leere Präsentation anbiete: Hier das Zusammenfassungsslide als Text:

  • Kommunikationsbedürfnis der Menschen hat sich nicht verändert
  • Grenzen sind verschwunden
  • Reichweite
    • Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit
    • Geschwindigkeit und Intensität hat zugenommen
  • Technologie ist Realität: Versuchen sie nicht, das Kerzenlicht zu schützen (es aber gezielt zu geniessen)!

10 Kommentare

  • Nicht nur die (Kommunikations) Bedürfnisse sind die selben. Auch technisch hat sich nicht unbedingt die Welt auf den Kopf gestellt – wir hantieren immer noch mit mehr oder weniger «verkleideten» und «gruppierten» Hyperlinks.
    Was wäre aber unsere liebe Arbeits- und Bildungswelt ohne die religiösen Reflexe? Alles handhaben, alles genau so wollen und brauchen…super damit umgehen – anstatt zu denken und zu spielen.
    So wundert es mich nicht, dass auch am imkforum am Ende , sinngemäss, doch noch Likes gezählt wurde.: Zuerst von FB als Kanal für Emotion sprechen, um dann mit dem Transaktions-Zollstock zu messen, dass das alles ja nix bring. Mh!

  • Hoi Jürg
    Deine Sichtweise ist richtig, basiert aber darauf, dass du dich mit dem Thema seit mehr als 15 Jahren beschäftigst.
    Leider denken die meisten immer noch in Produkten und nicht in ungelösten Aufgaben oder grundlegenden Bedürfnissen.
    Warum? Weil wir immer noch Werkzeuge aus der Industriezeit verwenden, um Strategie zu entwickeln. Wir denken in Industrien und Märkten. Nach Lehrbuchdefinition basieren Industrien auf Produkten. Es gibt die Automobilitätsbranche, etc…
    Wie Du sagst, müssen wir wieder zurück, zum grundsätzlichen, zugrundeliegenden Kundenbedürfnis. Keiner braucht einen Fahrplan, sondern er will wissen, wie er von A nach B kommt. Der alte Fahrplan war das Mittel der Zeit. Heute sind es Apps.
    Fürs Umdenken brauchen wir neue Denkboxen, gerade bei der Strategieentwicklung. Aber Umdenken heisst Verlernen und das braucht Zeit. Wir müssen lernen unser Geschäft zu dekonstruieren. Hier mal ein Beispiel: http://blog.business-model-innovation.com/2011/06/what-business-are-you-in-business-models-as-social-constructs/
    Viel Spass
    Patrick

  • Hallo Jürg,
    eine wirklich tolle Präsie, der man nur zustimmen kann.
    Eine Sache hat mich aber soeben irritiert: inwiefern ist für Dich ein Browser «Kontext» und nicht Infrastruktur (Slide 2)? Vll ist mangels Schweizer Dialektkenntnissen etwas bei mir verloren gegangen, aber der Kontext wäre für mich in Deinem Beispiel eher das «Portal», auf welchem Autos verauktioniert werden (analog zum Auktionssaal, dessen Kernmerkmal nicht die Räumlichkeit ist, sondern die Zusammenkunft der Lizitationsinteressierten). Der Browser als Tool müsste demnach eher Infrastruktur sein. Oder wie ist das gemeint?
    Viele Grüße,
    Markus

  • Danke, Jürg! Der Artikel scheint sehr spannend, das wird meine Wochenendlektüre.
    Insofern, dass der Browser als «Ort der Nutzung» gilt, ist das natürlich stimmig als Analogie zur Offline-Auktion, danke für die Auflösung 🙂
    Viele Grüße!

Von Jürg Stuker
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