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Meine Zeit als Neutrum in Sachen Politik ist vorbei

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Auf Facebook spricht Su vom Schweigen und Mitmachen in einer Welt, in der sich Populismus (was ist das?) aber auch Rassismus und anderen Formen von Ausgrenzung breit machen. Auslöser ist ein Text von Sascha Lobo zu einer Rede von Björn Höcke der AfD mit dem Titel: „Schauen Sie diese Rede“.
Es gibt keine politische Namics-Meinung, es gibt aber meine Haltung als Privatperson und ich schliesse mich Su an: Das Fass zu voll ist und alle «ran müssen». Und zwar mit den demokratischen Mitteln, wie wir sie (in der Schweiz) kennen aber viel zu selten nutzen – wie war das schon wieder mit der Stimmbeteiligung?
Was erschreckt mich?
– Die Grenzen schliessen, aber nicht für mich! Schweizer Firmen erklären uns, weshalb wir als Konsumenten nicht im Ausland einkaufen sollen, tun es aber selbst. Als Firma mit 300 Arbeitsplätzen in der Schweiz werden wir immer wieder damit konfrontiert, dass Schweizer Firmen keine Schweizer Preise mehr bezahlen wollen. Es von ihren eigenen Kunden aber erwarten. Wir stehen im direkten Wettbewerb mit Berlin, Dresden, Barcelona, Wroclaw, Bucharest und auch Indien oder Vietnam. Unsere Antwort als Unternehmer, um marktfähig zu bleiben und Arbeitsplätze in der Schweiz zu sichern ist Namics in Belgrad – ich bin aber auch für offene Grenzen und finde die Leute dort (und hier) grossartig!
– Viele wollen es Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft verunmöglichen in der Schweiz zu arbeiten, lassen sich aber gleichzeitig von ebendiesen Leuten behandeln und pflegen. Für alle ist es klar, dass unser Gesundheitssystem nicht ausschliesslich mit Schweizern funktioniert. Viele Jobs wollen von Schweizern nicht gemacht werden und Ärzte werden nicht genügend ausgebildet. Aber öffentlich will man die Leute aus dem Ausland nicht «hier» (ausser natürlich als kostengünstige Hausangestellte).
– Fakten scheinen wenig Wert zu haben oder öffentliches Lügen hat sich etabliert. Laut gesagt scheint die neue Ehrlichkeit zu sein – exemplarisch beim amerikanischen Wahlkampf erlebt. Aber auch in der Schweiz wenn Statistiken immer wieder so verdreht werden, um eigene Ideen als «belegt» zu verkaufen.
– Die geringe Wahlbeteiligung von jungen Leuten.
Was wünsche ich mir?
– Eine Wahlbeteiligung von 100% aller Stimmberechtigten. In der Sache gut informiert.
– Ein funktionierender öffentlicher Diskurs ohne versteckte Agenden und ohne Lügen, moderiert von integeren Menschen. (Wer es nicht kennt, muss bitte das Interview vom BBC Journalisten Tim Sebastian von Frauke Petry ansehen).
– Ein politisches System, in welchem das Volk regelmässig eine starke, direkte Stimme hat und in welchem sich fähige Leute mit den verschiedensten Hintergründen politisch für die Sache engagieren.
– Dass Worte wie von Sascha Lobo oder von Su geschrieben, gelesen, verstanden und für sich selbst verinnerlicht werden.
Na ja. Ich bin kein Politiker und bald fallen mir viele weitere Aspekte ein. Aber warten bis alles perfekt ist, ist auch keine Lösung. Wichtig war mir, etwas zu sagen oder eben „Die Zeit als Neutrum in Sachen Politik“ zu beenden“.

3 Kommentare

  • In der Komfortzone war es lange soll bequem. Jetzt müssen wir raus, ich bevor wir in vielleicht nicht allzu ferner Zukunft rausgeholt werden – in eine Wirklichkeit, die die schlimmsten Befürchtungen übertrifft.

  • Ich bin bei Ihnen – im Prinzip.
    In der Schweiz haben wir einige Berufe, die wir mit unseren Mitteln nicht bewerkstelligen könnten. Das Gesundheitswesen und die Baubranche sind da natürlich Musterbeispiele. Da brauchen wir rein wirtschaftlich die Unterstützung von jenen, die das Leisten wollen. Trotz alle dem aber, kann ein eigener Wirtschaftskreislauf nicht funktionieren, wenn die Löhne und Preise auf dem Lohnniveau dieses Kreislaufes definiert werden, alle aber ins Ausland einkaufen gehen. Genau in Ihrer Branche müssten Sie das genau auch spüren, oder nicht? Oder warum bildet eine Unternehmung wie die Namics nur spärlich Lehrlinge aus? Da gibt es andere Beispiele in der Region und außerhalb, die sicherlich mit den gleichen Problemen kämpfen, aber das Problem mit Nachwuchs lösen. Damit wird der Standort und der gesamte Kreislauf gestärkt – ohne im Ausland einkaufen zu gehen. Und wenn man es richtig macht, bildet man mit Ihren Möglichkeiten Top Leute aus und kann dennoch günstig Projekte anbieten. Für mich der Unterschied zwischen Fieber senken und Krankheit behandeln.

  • Hallo Thomas und danke für den Kommentar. Zur Zeit haben wir zehn Lehrlinge bei Namics in Ausbildung. Ich finde das nicht sphärlich. Gehe mit Dir aber einige, dass Nachwuchs uns dessen Förderung essentiell wichtig ist.

Von Jürg Stuker
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