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Was ist ein Material Passport?

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Vom Abbruch (demolition) zum Rückbau (deconstruction) – was heisst das für die Daten und für ihre Strategie?

Die Zikrulärwirtschaft birgt ein riesiges Potential, um unsere Klimaziele zu erreichen. Im Fokus dabei steht die Bauwirtschaft, die für 39% der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist (und für 30% der weltweiten Abfälle). In «Digital Technology Use Cases for Deconstruction and Reverse Logistics» schafft Marc van den Berg einen guten Überblick über die Herausforderungen mit einem Blick auf Daten.

Es macht schlicht keinen Sinn, die in Gebäuden verbauten, wertvollen Materialien und Produkte am Ende ihrer Lebenszeit wegzuwerfen (Verbrennen oder Deponieren). Dies ist heute aber die gängige Praxis. Besser wäre build to deconstruct — fortgeschrittene Firmen wie beispielsweise Superuse Studios sprechen in ihrem Designprozess von harvesting (ernten). Die Planung eines neuen Gebäudes beginnt mit der Inventarisierung und der Ernte (searching, finding and dismantling reusable building materials) von/aus alten Gebäuden.

Darstellung des Design Prozesses von Superuse Studios
Quelle: Superuse Studios

Mit dem Vorhandensein von Daten wäre dies deutlich einfacher. Eine Initiative dazu ist der sogenannte Material Passport, eine Beschreibung des gebauten Gebäudes auf verschiedenen Konsolidierungsstufen bis zum Material. Idealerweise wird diese in Planung, Bau und Betrieb eines Gebäudes bereits integriert: das Gebäude stellt eigentlich nur eine Stückliste von Materialen, Komponenten und Produkten dar, und somit auch auseinandergenommen und neu zusammengesetzt werden kann. Das BIM wäre von Anfang an ergänzt um Informationen zum Rückbau.

Quelle: madaster.com

Natürlich gibt es zahlreiche zusätzliche Herausforderungen bei der Konstruktion resp. der Dekonstruktion, der Rücklogistik, der Auffindbarkeit und den Kosten gebrauchter Materialien, Komponenten und Produkte. Eine gute Datenbasis wäre aber schon ein massiver Fortschritt. Nebeneffekt ist zudem die Möglichkeit, den ökologischen Fussabdruck eines Gebäudes zu berechnen und zu optimieren.

Weshalb schreibe ich dazu? Jede Firma, die mit langlebigen Daten zu tun hat, kann sich mit einer guten Strategie einen Vorteil erarbeiten. Das Potential in der Bauwirtschaft ist riesig… also ein Tipp für Firmen die grad an ihrer Strategie arbeiten. Viel dazu zu lernen gibt es übrigens auch beim Forschungs- und Innovationsgebäude NEST der Empa in Dübendorf.

Und hier nochmals zu Quelle: van den Berg, M. (2024). Digital Technology Use Cases for Deconstruction and Reverse Logistics.

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Von Jürg Stuker
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