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Vorurteil: Menschen im Alter können nicht mit moderner Technik umgehen

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Die Kernaussagen sind mir aus der Projektarbeit bekannt, aber mit gelang es noch nie, diese so schön auf dem Punkt zu bringen: Ein Interview mit Prof. Reto Eugster (Kompetenzzentrum Generationen der FH St.Gallen) in der Fachzeitschrift Curaviva (danke für das Recht den Artikel zu verteilen) über Techniknutzung von älternen Menschen.

Auch wenn gerne auf Probleme und Barrieren wie Kosten und Bedienbarkeit geblickt wird: Moderne Technologie bietet älteren Menschen sowohl bei der Alltagsbewältigung wie auch im sozialen Austausch sehr grosse Chancen. Gleichzeitig sind aber, wie in der Studie «Internet-Nutzung im Alter» erläutert, Bedürfnisse und Rangehensweisen (offensichtlich) nicht dieselben wie bei «digital Natives».

Teilweise decken sich aber Bedürfnisse dennoch. Zitat aus dem Interview: «Nach einem Referat vor einem Seniorenforum kam ein Mann zu mir und bedauerte, dass ich nicht den Mut gehabt hätte, eines der wichtigsten Anwendungsfelder des Internets für ältere Menschen zu erwähnen: Kontaktbörsen.»

Ein wichtiger und bereits an vielen Stellen belegter Aspekt, dass eine starke Internet-Nutzung nicht zu Vereinsamung führt. Dieselben Leute pflegen auch mehr «Live-Kontakte». Also kein Kompensations- aber vielmehr ein Steigerungsverhältnis der Mediennutzung.

Im Bezug auf Vernetzung die logische, aber im Bezug auf Online sehr wichtige Feststellung, dass sich ältere Menschen wegen Todesfällen in ihrem Umfeld immer wieder neu vernetzen und organisieren müssen. Internet bietet hier, insbesondere auch bei bestehenden Mobilitätseinschränkungen, sehr viele Möglichkeiten.
Sehr spannend auch der Aspekt des «Vorratswissen». Am Anfang einer beruflichen Karriere häufen Menschen Wissen an und erreichen damit eine gewisse Breite. Ältere Menschen hingegen, agieren viel gezielter und richten das Lernbedürfnis auf konkrete Anforderungen aus ihrem Alltag aus. Der Eindruck sie können mit Technik nicht umgehen ist häufig ein Vorurteil. Der Fokus ist einfach viel enger.

Eine kompakter und spannender Blick auf eine Realität die uns alle betrifft und auch betreffen wird.

Artikel: Menschen im Alter können nicht mit moderner Technik umgehen? Ein Vorurteil!» [pdf, 154KB]

. Quelle: Fachzeitschrift Curaviva

2 Kommentare

  • Ich finde es richtig gut, dass das endlich mal gesagt wurde. Ich persönlich halte nichts davon, Menschen wegen ihres Alters eines Wissens oder Nichtwissens zu bezichtigen. Ich habe 30-Jährige mit Scheuklappen kennengelernt und 60-Jährige die mit ihrer offenen und neugierigen Art jüngeren Mitmenschen weit voraus sind. Wir degradieren uns mit solchen Vorurteilen selbst zu engstirnigen Menschen und das schlimme ist, wir merken es nicht mal.

  • Das genannte Vorurteil ggü. älteren Menschen trifft in der Tat häufig zu. Aber ebenfalls verbreitet ist das Eigenvorurteil älterer Menschen: viele meinen von sich selber, dass sie mit dem Computer, mit Internet usw. nicht umgehen können. Und das, ohne es je ausprobiert oder einen Einsteigerkurs gemacht zu haben. Sie trauen es sich nicht zu, sie erstarren vor Ehrfurcht vor dem PC und den unverständlichen Fachausdrücken. Auch da müssen wir ansetzen! Helfen wir mit, diese Hemmungen abzubauen. Holen wir sie vor unsere Compis und zeigen ihnen, wie einfach es ist, dem Enkel eine Mail zu senden, oder im Internet den SBB-Fahrplan abzurufen. Mehr dazu in verschiedenen Posts in meinem IKT-Blog für die Generation 50plus: http://www.rundum-digital.ch
    Herzliche Grüsse, Franz Haller

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