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Adobe Flash: Ab in die Ecke

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Die Flash-Technologie von Adobe ist ein technisches Wunderwerk, aber auch Wunder scheinen Ihre Epochen zu haben.
Vor rund einen Jahr bekam unsere 12 jährige Tochter für eine bestandene Prüfung ein iPhone und ich lernte rasch. Währenddem sie zuvor, die von mir verschickten Links auf dem Computer betrachtete, übersprang sie nun alle Inhalte in Flash (insb. auch Videos). Argument einfach: «Funktioniert bei mir (auf dem iPhone) nicht». Seitdem wir nun auch noch iPad, iPod und andere [Android-] Smartphones zu Hause haben, verbreitet sich der «funktioniert nicht» Umstand massiv…
Folge ich dem Streit zwischen dem Steve Jobs, der auf iPhone und iPad kein Flash zulassen will und dem Adobe Chef Shantanu Narayen mit ein bisschen Abstand, so sieht es schlecht aus für Adobe und den Massenmarkt. Nicht wegen der faktischen Verbreitung von Apple, aber wegen dem medial überlegenen Gegner. Das hilft auch eine Charmkampagne von Adobe nicht nicht.

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Inserat von Adobe Mitte Mai im Wall Street Journal Europe
Und dann kommt noch zu allem Überfluss HTML5. Es bietet sehr attraktive Funktionen für die anhin Adobe Flash zum Einsatz kam, als Browser-Standard. Ich denke hier vor allem an Video-Unterstützung, lokale Datenspeicherung (selbst Google hat das Gears-Handtuch geworfen), (besserer) Schriftsupport und Canvas.
Leider wurde Adobe Flash — vor allem wegen des Erfolges als beste Alternative beim Video-Streaming (im Gegensatz zu den gestorbenen Real und Windows Media-Formaten) — stark in die Ecke «praktisch für bewegende Dinge» gestossen. Selbst Werbeagenturen die Internet doof finden und lieber mit Erlebnisnavigation argumentierten, haben in der Zwischenzeit vernünftige Websites aus Text mit stabilen und eindeutigen Links. Fast alle zumindest 😉 Das ist ziemlich bitter, denn genau diese Nutzerschaft hatten Adobe Flash mal gross gemacht.
Adobe Flash (erweitert um Flex) ist echt stark wenn es drum geht, im Rahmen von Anwendungen anspruchsvolle Userprozesse zu unterstützen. Die auch, da clientseitiges Java im Browserumfeld nicht funktioniert hat und wenn ich die Vergangenheit extrapoliere auch nicht funktioneren wird.
Da der Fokus von Flash wegen den genannten Spielereien aber überdeckt wurde, scheint es mir zu spät bei den seriösen Anwendung nochmals Fuss zu fassen. Wenn ich mir Google Apps und Frameworks wie Rails, Grails oder wie sie allen heissen anschaue, so hat der Browser gewonnen und es braucht bald keine Plugin mehr. Ausser für Spezialanwendungen wie SAP oder sonst was grausliges…
Also kein Tod auf Raten für Adobe Flash, aber weg vom Mainstream und ab die Spezialitätenecke. Und wie sieht dann das Ertragsmodell aus? Ganz ehrlich ist das mir eigentlich ganz recht, denn ich habe viel zu viele schlechte Flash-Websites gesehen und da mir Zugänglichkeit von Webanwendungen wichtig ist, passt die Entwicklung für mich gut.

4 Kommentare

  • Sicher wird Flash nicht über Nacht sterben, aber HTML5 nagt schon heftig, und wer heute «etwas zukunftssicheres» vorhat, geht eher in den Browser. Die letzte sichere Bastion für Flash ist Videostreaming, ggfs. mit DRM — aber auch da droht Flash Unbill aus der HTML-Standardisierung (Google WebM vs. Theora vs. H.264) und von Microsoft (Silverlight). Es wird spannend sein, wie Adobe seine zweifelsfrei erworbenen Kompetenzen im Web-Umfeld zukünftig einsetzen wird.

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