Digital sozialisiert, Denker, Macher und Angel Investor.

Internet-Nutzung im Alter

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Eine spannende Befragung des Zentrums für Gerontologie ZfG der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit Pro Senectute Schweiz und dem BAKOM auf die ich über Reto Eugster aufmerksam wurde.
Für ältere Menschen bietet das Internet als Medium sehr viele Chancen. Die Gründe dafür sind mannigfaltig und haben auch mit dessen Raum- und Zeitunabhängigkeit zu tun, mit der Möglichkeit Transaktionen «ohne Reise» durchzuführen und auch damit, dass man sich in Alters- und Gesellschaftskreisen bewegen kann, die in der Realwelt den Zugang kaum zulassen. Vermarkter nennen diesen Zielgruppe «Silver Surfer» oder «Best Agers». Die andere Seite der Medaille ist der Ausschluss der Offliner, die digitale Spaltung.
Soweit ist die Geschichte allen bekannt. Doch wie verhält sich diese Zielgruppe, was sind deren Bedürfnisse online etc. Die genannte Studie liefert viele Antworten. Hier ein paar der zentralen Antworten:
Zuerst mal zur Reichweite: Internet-Nutzung im Zeitraum von 6 Monaten durch Menschen im Alter von 65-74 Jahre ist in der Schweiz 54%, im Alter von 75+ 20%.

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Kombinierte Tabelle mit Eurostat-Daten und der ZfG-Studie
Interessant insbesondere, weshalb die Leute nicht online sind. Gründe finden sind einerseits in denselben Faktoren wie bei der Internetnutzung allgemein (Geschlecht, Bildung und Einkommen) aber vor allem wegen alterbedingten Veränderungen (körperliche, sensorische und kognitive Ressourcen, soziales Umfeld und altersspezifische Bedürfnisse) sowie kohortenbedingte Unterschiede bei der Sozialisation und lebensgeschichtlichen Erfahrungen.
Die ZfG-Studie bieten zudem noch eine genauere Aufteilung.

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Quelle: ZfG-Studie, ungewichtete Stichprobe, Seite 18
Interessant ist, dass die Nutzung des Internets steht nicht in Konkurrenz zu anderen, traditionellen Medien steht. Aber Onliner grundsätzlich einen aktiveren Medienkonsum pflegen und zwar bei einseitigen und interaktiven Medien.
Und welches sind die gefragten resp. genutzten Anwendungsgebiete?

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Quelle: ZfG-Studie, Seite 34
Und wie ihr Euch vorstellen könnte, noch viele zusätzliche wertvolle Informationen über Freizeitgestaltung, Hobbies, Alltagsaktivitäten, Einflussfaktoren auf die Internetnutzung, Lernformen u.s.w. Also hier zum Download der Studie: Gründe der (Nicht-)Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT)i durch Menschen ab 65 Jahren in der Schweiz

1 Kommentar

  • Sehr ähnliche Ergebnisse über die Internet-Nutzung, auch nach Altersklassen, Geschlecht und Einkommen kategorisiert, gibt es auch für Deutschland. Die größte Wachstumsrate ist derzeit bei den 60-69jährigen (6,9%, Durchschnitt 4%), von den 50-59jährigen sind fast ebenso viele online wie der Bundesdurchschnitt (67,1%, Durchschnitt 69,1%), aber bei den 70+ wird’s arg viel weniger, dort dominieren auch die Männer. In niedrigeren Bildungs- und Einkommensklassen und (ostdeutschen) Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit und schlechter Breitbandanbindung ist ebenso noch viel Potential.
    Jedenfalls zeigt sich auch hier, wie wichtig es ist, diese Altersgruppen bei Websites einzubeziehen. Dazu gibt es gesammelte Studienergebnisse und andere Ergebnisse zu Usability, die sich in großen Teilen mit den hinglänglich bekannten Regeln zu Barrierefreiheit überschneiden.

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