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Social-Media Einsatz in Verwaltungen (am Beispiel Winterthur)

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Am Innovations-Wochenende von Namics arbeite ich zusammen mit Su, Jesko und Boris in der Gruppe «Das geteilte Brot (aka: Social Media)». Da wir unsere Arbeit in Teilen auch gleich publizieren, stellte uns @ironsworker die folgenden Frage: «Macht Euch doch auch ein paar Gedanken zu Social-Media Einsatz in Verwaltungen. Wäre sehr interessiert daran»
Hier der Versuch einer kurzen Antwort, zu der sich hoffentlich viele Kommentare gesellen werden.
Kunden der Verwaltung
Die Antwort ist auf den ersten Blick einfach: Bürger ergänzt um Menschen, die sich in diesem Beispiel für die Stadt Winterthur interessieren. So beispielsweise Zuzüger oder Firmen die sich niederlassen wollen.
Die Zielgruppe ist «korrekt», da das moderne («soziale») Web aber keine Giesskannen-Kommunikation will, aber Dialog und Beziehungspflege ermöglicht, ist die Community Denke wohl eher angebracht. Die Zielgruppen haben sich in kleinste Gruppen aufgeteilt (atomisiert) die gemeinsame Interessen pflegen und sich von anderen Leuten differenzieren wollen. Für Winterthur könnten das beispielsweise die Schrebergärtner, Nicht-Autofahrer oder Fans des Fotomuseums etc.
So eine Art Long Tail der Benutzergruppen, welche ich dank des Online-Medium effizient adressieren kann.
Zielsetzungen
Für diese sehr spezifischen Zielgruppen kann ich nun Ziele auf der Sicht der Verwaltung definieren und darauf aufbauend entsprechende Angebote definieren. Zwei Sachen scheinen mit hier wichtig: Nicht nur die Bedürfnis-Analyse, aber auch die Priorisierung und die Konzeption hat SEHR Nahe an der Zielgruppe selbst zu erfolgen; möglicherweise über dem Einsatz von Social Media (falls die Reichweite signifikant ist). Und zweitens ist mit die Experimentierkultur wichtig: Die definierte Ziele messen, das Angebot entlang der erlebte Realität anpassen und von Anfang an planen, nicht-funktionierende Angebote wieder abzustellen.
Mögliche Angebote
Nun könnte ich versuchen, Angebote aus dem Ärmeln zaubern oder auf funktionierende Beispiele verweisen, die kopiert werden könnten. Nein, den Gefallen mache ich Euch nicht, da es meinem beschriebenen Ansatz die Zielgruppe bei der Gewichtung und der Konzeption einzubeziehen widersprechen würde.
Ist der Post also fertig? Nein… ein paar Ideen aus der Sicht der Verwaltung als Grundlage einer Diskussion.
1) Open Domain
Aufträge, die Winterthur ausarbeiten lässt, beispielsweise Studien, Gutachten aber auch Software-Entwicklungen sind mit Steuergeldern bezahlt. Wäre es nicht sinnvoll, diesen den Bürgern wieder zu Verfügung und zwar mit einer sehr liberalen rechtlichen Lizenz. Die Qualität der Ergebnisse würde durch die Sichtbarkeit verbessert und möglicherweise kann jemand die Ergebnisse in einem anderen Zusammenhang nutzen. Die «sozialen Funktionen» sind selbstredend.
2) Innovationsplattform
Bürger sind nicht nur Kunden, könnten der Stadt aber auf helfen, Aufgaben zu lösen. Auf einer Site (im Stil von Atizo) bezieht die Stadt Bürger (und wer immer auch will) in die Arbeit mit ein. Ich kann mir sehr gut vorstellen, zusätzlich zur Sichtbarkeit / Reputation der Person die die Lösung beigetragen hat, auch einen finanziellen Anreiz zu bieten.
3) Stadtführung durch Einwohner
Das Thema erklärt fast alles. Idee wäre, dass Leute die ihre Stadt lieben, dies nicht nur mitteilen können, aber über ein kollaboratives Prinzip, eine umfassende Stadtführung entstehen würde. Innerhalb dieser Führung könnte man sich wieder spezifische Zugänge auf die Inhalte bieten wie beispielsweise Erinnerungen im Netzaus Sicht von Senioren.
4) «Social Media»-Feeds
Alle heutigen SMS-Dienste wie Müllabfuhr oder Ozon-Werte zusätzlich in «Social Media»-Formaten anbieten und insb. für andere Sites über Schnittstellen für Maschinen einbettbar (embedding) machen. Ziemlich gut wären hier zusätzlich Busverspätungen, die von der schnellen Verbreitung stark profitieren.
5) Highlight von ansässigen Firmen
Aus der Sicht der Standortförderung wäre es nett wenn die Stadt regelmässig Online-Angebote ins Schaufenster stellen würde, die besonders nützlich und/oder interessant sind. Die Vorschläge kommen wiederum auf der Bevölkerung…
…und jetzt ist das Abendessen aufgetischt 😉

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Von Jürg Stuker
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