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Behindertentauglichkeit und Realität

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Wer würde Usability-Test machen und dazu keine User einladen? Bei der Behindertentauglichkeit scheint dies leider gang und gäbe. Möglicherweise dem Gedanken folgend «Behindertentauglich ja, aber bitte ohne Behinderte».
Ein aktuelle Pressemitteilung in der Netzwoche mit dem Titel «Bank Leu wird behindertenberecht» muss ich ein bisschen kommentieren. Doch zuerst die Bemerkung: Danke an die Bank Leu, dass sie den Weg der Behindertentauglichkeit eingeschlagen haben. Er ist lohnenswert und richtig.

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Ziemlich originell (zum Anfangen) ist die Bemerkung in der Pressemitteilung, dass es sich bei der Technlologie um HTML nach W3C handelt…

Zuerst das Problem des «Hintereingangs». Zwei Links führen zu einer alternativen Textversion (auch das Icon mit der Lupe ?!). Behindertentauglich ja aber gehen sie bitte ums Haus, beim Kehricht vorbei und dann bei der rostigen Türe rein. Weshalb eine Trennung in Leute die behindert sind und solche die es nicht sind? Und wer ist genau behindert? Bitte gut für alle in einer Version. Wir hatten auch schon zahlreiche Fälle, wo solche Links (wegen der Sequenz) nicht gefunden wurden im Stil Deutsch/Franà§ais/Blind (im Footer) und bei Deutsch klickte unser Tester.

Die erste HTML-Seite der Alternativrepräsentation sollte ja W3C-konform sein… Na ja, der Validator erzählt mir was von 220 Fehlern. Mit Blick auf geräteunabhängige Codierung nicht gut.

Unten auf der Homepage dann Bereiche mit dem Kommentar «The following pages have not been optimized for the visually impaired.«. Mit einer Version ohne Hintereingang gibt es diese Probleme nicht und Personen mit Behinderung sind nicht gleich «visually impaired». Hätte eine sensibilisierte Person getestet gibt es solche «Faux Pas» nicht.

Dann einen Blick in den Quellcode der Seite (die mit dem HTML nach W3C): Was für Liebhaber. Nicht nur sehr viel JavaScript welches gar nicht benötigt (von den alternativen Zugangsgeräten aber geparst) wird aber einige Verletzungen des WAI-Standards WCAG so wie fehlende Content Language oder kein Label beim Eingabefeld der Suche u.a.m.

Nochmals: Danke für den Schritt in die richtige Richtung. Besser wäre aber mehr Liebe zum Detail und weniger Pressemitteilung.

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