Digital sozialisiert, Denker, Macher und Angel Investor.

Die Musikindustrie hat es langsam Begriffen und die Printverlage?

D

Ich sage es seit über 10 Jahren und hier nun zum letzten Mal: Solange der Mensch Information analog aufnimmt (über Augen und Ohren) wird es NIE eine funktionierenden Kopierschutz geben. Die Industrie kann sich also geruhsam darauf einstellen… Die Gegenbeispiele von konsumentenfeindlichen Kopierschutzsystemen kennen Sie wohl (und auch den 15 jährigen der das Ding sowieso knackt).
Nachdem die Musikverlage es fast komplett versaut hätten, scheint die Vernunft nun einzukehren. Nachdem Apple im Musik Store seit geraumer Zeit ohne DRM verkauft und auch Amazon nachgezogen ist, folgt nun das «enfant terrible» Sony BMG. Sony waren die, welche es sogar geschafft haben einen Kopierschutz einzubauen der sich wie Schadsoftware versteckt.
Nach einem Artikel in Business Week wären somit alle grossen Musikverlage inkl. EMI, Vivendi und Warner vernünftig geworden (und die kleine verteilen ihre Musik sowieso nur noch Online auf Community-Sites ohne Kopierschutz).
Mit den Elan dieser Nachricht bin ich dann gleich auf die neu verpackte Video Plattform http://tv.msn.com/ von Microsoft auf der es vielen Serien hat und habe mit beispielsweise bei 24 gleich die Nase blutig geschlagen «the requested video cannot be displayed in your region»… Das ist noch (weltweites) Internet für Warmduscher.
i-d656cc5ecfab6b2d1dea22ae6659a26d-tv-msn-not-in-your-region-thumb.png
Aber schreiben wollte ich ja auch über Print. Auch dort kehrt teilweise Vernunft ein. Als einziges mir bekanntes lobenswertes Beispiel in der Schweiz hat die Handelszeitung seit ihren Redesign alle ihre Inhalte (mit einem tag Verzögerung) gratis online. Bravo!
Und auch der Spiegel kündigte an, dass alle Artikel seit der Gründung des Blattes im Jahr 1947 und die Artikel von Spiegel Online kostenlos online abrufbar zu machen. Auch hier Bravo (resp. ich freue mich darauf).
Vor diesen zwei Beispielen sind in den USA bereits einige der Pay-Walls (verstecken von Artikeln hinter Bezahl-Schranken) verschwunden. So auch bei der New York Times.
Und nun die Frage: Wann lernen die «andern» (endlich)?

3 Kommentare

  • Naja, Sony bietet MP3s nun zwar DRM frei an, allerdings muss man sich um an die MP3s zu kommen zuerst in einem Retail-Shop (ja, nicht online, offline) eine Karte kaufen, welche es über einen Code erlaubt die MP3a herunterzuladen…
    Sinnvoll… 😉

  • Ich freue mich ja auch, künftig mehr und mehr Inhalte (gerade was Printmedien betrifft) online einsehen, bzw. lesen zu können.
    Auf der anderen Seite, kann ich diese Entwicklung trotzdem nicht ganz nachvollziehen oder verstehen. Ich meine, wovon sollen die dann noch leben? Wenn ich sämtliche Magazine und Zeitungen online lesen kann, weshalb soll ich dann überhaupt noch eines kaufen oder gar abonnieren?
    Klar, ich fand es auch mühsam, als Zeitungsarchive auf einmal in zahlungspflichtige Bereiche verschoben wurden und hätte gerne den einen oder anderen Artikel gelesen. Aber ich konnte dies auch verstehen. Wäre ich ein Verlag/eine Zeitung, würde ich das möglicherweise auch so machen. Ich hab doch ein Interesse, meine mit mehr oder weniger Aufwand erarbeiteten Inhalte verkaufen zu können… nicht?

  • Ja, die Frage wo das Geld herkommt ist eine sehr schwierige aber halt ein Fakt der Veränderung, welche das Internet mitbringt. Die Frage ob eine Zeitung überhaupt im Internet sein will wird aus geschäftlichen Gründen auch nicht verneint (wäre eine Option). Uns das verstecken einer URL hinter einem Passwort (oder noch schlimmer: Das Verändern einer bereits publizierten ULR) widerspricht grundlegenden Internet-Prinzipien.
    Lösungsstrategien gibt es einige aber die Margen / Wertesystem der Nutzen sind andere. Das ist sie (schwierige) Aufgabe der Print-Verlage aber ein paar stehen ziemlich gut da im Internet (beispielsweise der Spiegel).

Digital sozialisiert, Denker, Macher und Angel Investor.